MENSCHEN

Anonyme Portraits

PULS zeigt Arbeiten, die als Original in einem kleinformatigen Buch auf über 200 Seiten zwischen Dezember 2015 und Februar 2016 entstanden sind. Es enthält spontane Skizzen und gestaltete Darstellungen in verschiedenen Techniken. Einerseits umfasst es ein breites Spektrum an Menschenbildern aus der Vergangenheit, andererseits fokussiert es die aktuelle politische, soziale, religiöse und weltanschauliche Situation. Die Tagesthemen und medialen Berichte über den weltweiten gesellschaftspolitischen und humanitären Istzustand forderten den Prozess einer expressiven bildhaften Auseinandersetzung, wobei die Metapher des Individuums zum Hauptmotiv wurde. Die vorliegenden Arbeiten – Zeichnungen mit Tuschen und Stiften und malerischen Akzenten mit Aquarell- und Acrylfarben – greifen folgende Themen auf:

Toleranz, Solidarität, Opfer und Täter, Tradition, globale Vernetzung, Gewaltbereitschaft, Generationskonflikt, Flucht, Angst, Menschenrecht, Ideologie und Religion, Fremdheit und Freundschaft, sexuelle Übergriffe, Pädophilie, Kirche und Staat, Folter, Freiheitsberaubung, Gender, Identität, Kriminalität, Krieg und Terror, Zwangsprostitution, Transsexualität, Süchte, Arbeitslosigkeit,
HOFFNUNG,………………………………………………………………………………FRIEDEN.

Die verdichteten Bildinhalte werden im Buch PULS von verknappten Textpassagen begleitet, die thematische und kunsttheoretische Bezüge beinhalten.

Homepage PULS Cover

Eine signierte Ausgabe des Buches PULS können Sie hier unter Angabe Ihrer Kontaktdaten um 34,00 EUR (exklusive Versandkosten) bestellen.

Auszug aus dem Vorwort von Univ. Prof. Dr. Werner Wintersteiner

…………………Zwei Monate lang, von der Weihnachtszeit 2015 bis Ende Februar 2016, hat sich Hanna Sadounig den beunruhigende und verstörenden (welt)politischen Ereignissen und ihrer medialen Berichterstattung täglich intensiv ausgesetzt. Sie hat sie sehr bewusst emotional und intellektuell verarbeitet, um diese Eindrücke unmittelbar künstlerisch zu gestalten – in schnell hingeworfenen Skizzen, meist mit Aquarellfarben und Tusche – scharfkantig und konturiert. So sind beinahe jede Nacht gleich mehrere Impressionen entstanden, die nun hier gesammelt vorliegen. Die Farbwahl ist sehr unterschiedlich, manche Bilder sind in Schwarz-Weiß gehalten, insgesamt überwiegen, Ocker, Rot und Blau. Jeder Skizze ist ein kurzer, erläuternder Text beigefügt. …………………………

……………………Hanna Sadounig geht es um die Menschen, die die Leidtragenden von (meist kriegerischen) Ereignissen sind, die aber in der medialen Berichterstattung oft nur als statistische Zahl, als großes Kollektiv oder gar selbst als Problem vorkommen, wie man an den Diskursen über die Geflüchteten in der politischen Öffentlichkeit und den social media sieht. In diesem Sinne besteht die überwiegende Mehrheit aller 203 Skizzen aus Porträts von Menschen. Was wir zu sehen bekommen, ist freilich keine graphische Variante der Family of Man, in der Nachfolge von Edward Steichens berühmter Ausstellung von menschlichen Porträts aus der ganzen Welt aus den 1950er Jahren. Hier gibt es keinen sentimentalen Humanismus, kein “Schaut her, alle Menschen sind doch gleich!” Hanna Sadounigs Anteilnahme gehört vielmehr den Verdammten dieser Erde im Sinne von Frantz Fanon, den Menschen, und besonders den Kindern und den Frauen, die von Gewalt bedroht sind, die sich auf der Flucht befinden, die Hunger und Not leiden. Sie sind meist das Sujet ihrer Skizzen. Zusammen genommen ergibt das ein persönlich-politisches graphisches Tagebuch. Doch die Künstlerin hat sich gehütet, die medial vermittelten Ereignisse einfach künstlerisch zu verdoppeln. Damit wäre auch wenig an neuen Einsichten gewonnen. Vielmehr hat sie der Wirkung der Ereignisse auf sich selbst intensiv nachgespürt, bevor sie dem solcherart Erlebten in verdichteter und damit haltbarer Form graphischen Ausdruck verliehen hat………………………

………………………Hanna Sadounigs Skizzen machen nachdenklich, oft auch traurig, sie konfrontieren die Betrachtenden mit Dingen, die sie lieber nicht sehen möchten. Und doch ist auch Hoffnung in ihnen. „Willensstarker Überlebenskampf“ nennt Sadounig eine der letzten Skizzen und „Hoffnung“ die allerletzte. Die Künstlerin lädt uns damit ein, mit den gepeinigten Menschen nicht nur Mitleid zu empfinden, sondern Mitleiden. Sie nicht einfach als Opfer zu betrachten, zu denen man sich herablassen kann, sondern sie in ihrer Würde zu sehen, als diejenigen, die unter schwierigsten Bedingungen ihr Leben gestalten und ihr Schicksal meistern. Sie durch künstlerische Empathie in ihrer Würde erkannt zu haben, ist vielleicht das größte Verdienst dieses graphischen Diariums…………………